Vom Restaurant- zum Bringdienst Tester
Von resturang, 15:35Thomas war jahrelang Restaurantester für eine große Zeitung gewesen. Mittlerweile hatte er fast alle namenhaften Etablissements getestet und sein Chef hatte ihm einen neuen Auftrag gegeben: Bringdienst testen. Das war zwar nicht so glanzvoll wie Restaurants zu besuchen, aber immerhin hatte er Erfahrung wie man Kritiken verfasste und hatte seinen kulinarischen Horizont in den letzten Jahren um Einiges erweitern können. Für jede Länderküche kannte er mindestens ein leckeres Gericht. Viele seiner Freunde holten sich Empfehlungen von ihm, wenn sie zum Beispiel in ein neues ausländisches Restaurant gingen. ,,Welches Gericht müsste unbedingt von der thailändischen Küche kennen?” lautete dann manche Frage, zu die er nur zu gern Auskunft gab. Es war doch äußerst praktisch, wenn man sein Wissen von der Arbeit auch in den Alltag integrieren konnte. Nun war Thomas von Wien auf dem Weg nach Graz, um den Lieferservice Graz zu testen. Bei jedem Flug schickte er ein kleines Stoßgebet zum Himmel, dass er bei diesem Billigflug nicht abstürzte. Oft wurde er beneidet, weil er die ganze Zeit reisen konnte. Allerdings lief es nicht ganz so ab, wie sich die Leute das vorstellten. Er flog immer mit den billigsten Airlines. und wohnte in den günstigsten Hotels und meistens erst alles in letzter Minute.Jeden Tag ging es in eine andere Stadt, viel Zeit zum Sightseeing blieb da nicht. Morgen würde er schon wieder den Lieferservice Linz testen. Wo er in drei Tagen sein würde, hatte er schon wieder vergessen, aber in seinem Notizbuch war alles festgehalten. Ach ja, beim Lieferservice Klagenfurt. Am Wochenende ging es dann wieder nach Hause, was nicht selbstverständlich war. Oft testete er Lieferservice freitags oder samstags, wenn bei den Bringdiensten Hochbetrieb herrschte. Dieses Wochenende hatte er aber frei bekommen und würde es mit seiner Familie genießen, die er leider viel zu wenig sah. Er überlegte nicht zum ersten Mal, ob er seine Arbeit kündigen oder fragen sollte, ob er nicht eine andere Kolumne schreiben könnte. Auf der anderen Seite verdiente er nicht schlecht und genoss seine Freiheiten. Er würde nächsten Monat seinen Chef fragen, dachte er zum zigsten Mal. Im Hotel angekommen, nahm er erst einmal eine ausgiebige Dusche. Dann setzte er sich an seinen Laptop , versuchte die häßliche Zimmerdeko zu ignorieren und bestellte online bei mehreren Bringdiensten. Manche wunderten sich, warum er Essen bestellte. Er könnte doch einfach den Zimmerservice nutzen, aber er sagte daraufhin immer, dass er Hotelessen nicht mochte. Das reichte meist als Erklärung aus. Dieses Mal bestellte er eine einfache Pizza, Gyros und Sushi. Guten Appetit.